Im Kino und bei Netflix läuft zur Zeit der Spielfilm „Don´t look up“, eine bittere Metapher auf die Klimakatastrophe. Zwei Wissenschaftler schauen in diesem Movie nach oben durch ihr Teleskop und entdecken einen Killerasteroiden mit Kurs auf die Erde, der in sechs Monaten einschlagen wird, was sicher das Ende der menschlichen Zivilisation, ja vielleicht gar allen Lebens auf diesem Planeten zur Folge hätte. Doch die Warnung der Wissenschaftler läuft ins Leere: Den Medien ist Auflage wichtiger als Aufklärung, soziale Netzwerke fokusieren lieber Liebesgeschichten statt den unvermeidlichen Armageddon. Der US-Präsidentin ist die Wiederwahl wichtiger als Panik unter den Wählern zu schüren. Und so skrupellose wie dumme Milliardäre versprechen sich von einem Einschlag des Asteroiden auf der Erde einen riesigen Rohstoffschatz. Ich kann die Frustration der Film-Wissenschaftler verstehen.
Denn wenn ich zurück schaue, dann wussten die Forscher schon vor 40 Jahren von den dramatischen Folgen der menschengemachten Klimakrise. Doch nichts geschah. Das letzte Jahr war das folgenreichste und teuerste für die Versicherungen. Und brachte in Deutschland ungeheures Leid im Ahrtal. Weltweit brannten die Wälder, Trockenheit vernichtete Ernten. Und Überschwemmungen nahm Menschen ihr Zuhause, ja ihre Heimat. Auf Grönlands Gletschern regnete es erstmals, in Alaska und Kanada wurden Rekordtemperaturen gemessen. Und mehr als 40.000 Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht - soviel wie nie zuvor. Dabei versprechen uns die Politiker, dass unsere Zukunft rosig wird - dank Innovation, Hightech und noch mehr Wachstum. Müssen wir unseren Konsum, unser Leben ändern? Nie im Leben! Nur allzu gern glauben wir diesen Realitätsverlust.
Und der Blick in die Zukunft hier bei uns? Dazu reicht es ein weiteres Mal zurück zu schauen: kein Radweg zum Bikepark, nicht bei der Renovierung der Mainzer Straße und der Nordtor-Straße, nicht an der Emil-Kirschmann-Brücke. Statt dessen eine weitere Überholspur bei Schmißberg.
Don´t look up, lieber nicht den Blick auf die Klimakatastrophe fokusieren. Statt dessen ist es viel bequemer, lustiger, kurzweiliger sich der Realität zu verweigern.
Thomas Brodbeck
Mainzer Str. 165
55743 Idar-Oberstein