Am Montag wurde ein weiterer Bericht des Weltklimarates IPCC vorgestellt. Und er droht unterzugehen zwischen all den furchtbaren Meldungen des Krieges in der Ukraine. Dabei sind die Prognosen der 278 Klima-Experten und 354 weiterer Autoren aus 65 Staaten nicht weniger furchterregend. UN-Generalsekretär António Guterres warnte eindringlich bei der Pressekonferenz des Weltklimarates: „Wir sind auf dem Weg zur Klimakatastrophe: Große Städte unter Wasser, nie dagewesene Hitzewellen, furchteinflößende Stürme, weitgehende Wasserknappheiten und die Auslöschung einer Millionen Tier- und Pflanzenarten.“ Für mich hört sich das auch nach einem Krieg an - einen Krieg, den wir gegen die Natur führen. Und es wird Zeit, dass wir endlich handeln. Dass auch endlich Idar-Oberstein handelt! Immer mehr Windräder zu bauen und Diesel-Kfz durch Elektroautos mit mehreren hundert PS zu ersetzen kann nicht die via regia zur Lösung der Umwelt- und Klimaprobleme sein. Denn gerade in ländlichen Gebieten sind die Menschen auf ein Auto angewiesen, und können sich vielfach weder die gestiegenen Treibstoff-Preise noch gar ein neues E-Auto leisten. Die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende schlägt u.a. vor, endlich Tempo 30 innerorts einzuführen. Auch viele andere hochkarätige Wissenschaftler und Ökonomen fordern dies mittlerweile. Als „Nebeneffekt“ würde die Verkehrssicherheit zunehmen und der Lärmpegel und die Feinstaubbelastung abnehmen. Davon würden alle profitieren. Besonders die kommenden Generationen. Auch müssten - nein! müssen - endlich mehr Radwege geschaffen werden. Jetzt! Man muss dafür nicht erst die Ergebnisse der Online-Befragung zum Mobilitäts-Konzept abwarten. Denn besser vorgestern als morgen müssen die Grundsteine für den künftigen Verkehr gelegt werden. All die Straßen, die in den letzten Jahren ohne Radweg saniert wurden, stehen in den kommenden Jahrzehnten als Fanal für eine verfehlte Klima- und Verkehrspolitik.
Auch sollten die örtliche Politik große Industrieunternehmen ansprechen und ermuntern, Shuttle-Busdienste für ihre Mitarbeiter anzubieten; ganz nach dem Vorbild von Effgen-Schleiftechnik. Oder darüber informieren, welche Fördermöglichkeiten für Company-Bikes bestehen, ganz wie BionTech dies offeriert, inklusive firmeneigener Fahrrad-Garage.
Und last not least muss Idar-Oberstein endlich den Klimanotstand ausrufen. Als deutliches Zeichen: Wir haben verstanden! Wir haben die Instrumente und das Knowhow, um die Erderwärmung zu begrenzen. Wir wollen handeln. Und wir wissen um die Dramatik der Klimakrise. Damit wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen.
Thomas Brodbeck
07. April 2022